Liebe Freunde der christlichen Seefahrt,
regelmäßig verschickt Nagelritz und seine Crew eine Flaschenpost und informiert damit über seine nächsten Landgänge, Auftritte und anderen Aktivitäten. Eingeleitet wird jede Flaschenpost mit einer kurzen Geschichte über ihn und seine Freunde Hinnerk und Raoul.
Viel Vergnügen und Ahoi!
Nagelritz und Besatzung
Die Flaschenpost
Hier noch einige bereits verschickte Geschichten aus den Flaschenpost Sendungen:
Christlichen Seefahrt
Ich werde immer wieder gefragt, warum es christliche Seefahrt heißt. Zugegeben, soviel beten wir nicht an Bord. Es liegt an dem Doppelleben das wir führen. Das haben nämlich die Christen erfunden, genau genommen die Katholiken. Vor der Beichte und nach der Beichte. Bei uns ist das an Land und an Bord. Um so mehr freuen wir uns, diesen Monat im Little Shanghai im Vatikan zu spielen. Und das sogar zusammen mit der Sixtinischen Kapelle. Gloria und Hosianna kommen auch, da wird es am nächsten Morgen ganz sicher was zu beichten geben.
Zeitumstellung
Ich komme mal wieder nach Deutschland und als erstes schwappen mir die Wehklagen derer entgegen, die unter der Zeitumstellung leiden. Meinetwegen schafft sie ab. Mir geht die Uhr-Umstellerei schon lange auf die Nerven. Von Rotterdam nach New York stellen wir 6 mal die Uhr um. Und von San Francisco nach Hong Kong ist einmal sogar mein Geburtstag übersprungen worden, wegen der Datumsgrenze. Ich habe nichts gegen eine einheitliche Weltzeit. Nur schulpflichtig will ich dann nicht sein, um 8 Uhr auf der Matte stehen müssen, unabhängig davon, wie weit die Sonne noch von meinem Horizont entfernt ist.
Ostern auf See
Ostern kommt! Raoul ist ganz unruhig und hat Angst, daß er wieder Haue bekommt. Letztes Jahr hat er schlimmen Ärger mit unserem Koch bekommen. Er hatte alle Eier versteckt, und zwar so gut, daß wir das Erste nach 2 Stunden und das Letzte im November gefunden hatten. Er hätte die Eier, statt sie zu färben, besser kochen sollen. Haben die nach dem halben Jahr im Maschinenraum vielleicht gestunken. Zur Beruhigung haben wir Raoul jetzt eine Angel in die Hand gedrückt und an die Reling gesetzt, vielleicht beißt ja ein Osterei an, ein Fisch bestimmt nicht. Wir haben ihm eine Angel ohne Harken gegeben, damit aufjedenfall nichts aufregendes passiert.
Kreuzfahrtriesen
Ich habe schon viele Kreuzfahrtschiffe gesehen, aber das Schiff auf dem Hinnerk und ich jetzt waren, das war unglaublich. Dieses Kreuzfahrtschiff war so groß, es konnte 6000 Pasagiere aufnehmen. Mit einer Länge von über 800 Metern konnte es nur mit Hilfe eines Schanierbugs an einer Pier anlegen. Für die Laien, mit einem Schanierbug kann das Schiff in der Mitte wie ein Schweizertaschenmesser zusammen geklappt werden. Im Schiff gab es sogar einen Linienbus, der durch die Decks kreist und die Passgiere zu den vielen Essenzeiten einsammelt. Gegessen wird ständig und als Abwechslung zum täglichen Dinner, gibt es dann mal ein Kapitäns Dinner. Dann steht der Kapitän an der Tür zum Restaurant und schüttelt jedem Gast persönlich mit einem Lachen auf den Lippen die Hand. Ich war schwer beeindruckt, wie man bei 6000 mal Hände schütteln noch lachen kann. Als wir zwei Tage später in Unwetter gerieten, trübte sich allerdings mein Bild von diesem Kapitän, er war eine nauti sche Null. Die Brecher stürzten über uns herein und er tat nichts anderes als zu lächeln. Und im nächsten Moment stand noch ein zweites Exemplar dieser Kapitänausgabe vor mir, der allerdings grün angelaufen nur auf die Brücke kam, um Reisetabletten zu holen. Das Geheimis war, es handelte sich um Zwillinge. Da kein Kapitän 6000 Hände schütteln kann, werden auf solchen Kreuzfahrtriesen nur noch Zwillinge als Kapitän eingestellt. Die können dann parallel an den verschiedenen Eingängen vorm Restaurant um die Wette Hände schütteln und kein Gast bekommt etwas von der Doppelausgabe ihres Kapitäns mit. Den niemand will zwei Kapitäne auf einem Schiff. Nautische Erfahrung brauchen diese Kapitäne nicht, da diese Schiffe mittlerweile aus dem Büro der Reederei über eine Webcam per Joystik von einem Informatikstudent manövriert werden. Für den Rest der Reise hat Hinnerk dann viele Entscheidungen getroffen. Wie zum Beispiel auch die Verlegung von Passagieren. Da die Gäste auf der Steuerbordseite schneller zu g enommen hatten, als die auf der Backbordseite, bekam unser Schiff permanent Schlagseite. Auf Hinnerks Anordnung wurden alle 6000 Gäste gewogen und neu auf die Kabinen verteilt. Die Beschwerden von einzelnen Gästen hat der Käpt´n an der Rezeption höchst persönlich entgegen genommen und dabei nie aufgehört zu lächeln. Und weil wir ja zwei Kapitäne hatten, konnten wir rund um die Uhr Beschwerden entgegennehmen. Servies ist auf diesen Schiffen eben alles.
Hinnerk als Weihnachtsmann
Wer wünscht es sich nicht, zur Weihnachtszeit etwas von bleibendem Wert zu verschenken. Wir waren gerade in Hamburg eingelaufen, als unser alter Freund Raoul ganz aufgeregt an Bord kam. Der Weihnachtsmann hätte ihn versetzt, bzw. den Kindergarten seines Sohns Ramon. „Das war ein Hochstapler und Betrüger“, sagte er empört. Sind das die Weihnachtsmänner nicht alle, wollte ich einwenden, aber die Sache war wirklich ernst. Übers Internet hatte der Kindergarten einen Weihnachtsmann gebucht und bezahlt. Kaum hatte man ihm die Geschenke für die Kinder ausgehändigt, da war er auch schon verschwunden. Ramon hätte sich nun aber so auf den Weihnachtsmann gefreut und seit Tagen von nichts anderem gesprochen. Klarer Fall, wir mussten einspringen, immerhin ist Ramon unser Patenkind und außerdem sollst du zur Weihnachtszeit Gutes tun. Hinnerk bekam einen roten Bademantel an, Pudelmütze auf und einen Wattbausch mit Doppelklebeband ins Gesicht geklebt, fertig war der Weihnachtsmann. Natürlich bekam ich den Knecht Ruprecht ab und durfte mir Schuhcreme ins Gesicht schmieren.
Kaum hatten wir den Kindergarten betreten, wurden wir von vielen Kinderaugen mit Ehrfurcht bis Skepsis beäugt. Einer dieser Köttel zeigt auf mich: „Schau mal, Knecht Ruprecht ist tätowiert, der saß bestimmt im Knast.“ „ Quatsch,“ warf ein anderer ein, „der Weihnachtsmann ist doch auch tätowiert“, und die Kinder versammelten sich staunend um Hinnerk. Der bekam kein Wort heraus, weil er nervös wurde, nachdem ihm die Erzieherin gleich am Eingang seine Flasche Malteser abgenommen hatte. Jetzt sahen die Kinder ihn an und warteten, bis schließlich einer fragte: „Geschenke?” Das hatten wir ganz vergessen, bei der Verkleiderei. Aber Hinnerk hat dann kurzerhand allen Kindern einen kleinen Anker auf Arm oder Bein tätowiert. Da das ein bisschen piekst, floss so manche Träne, aber kein Kind wollte sich das entgehen lassen. Tätowiert wie der Weihnachtsmann und direkt vom Weihnachtsmann. Wer kann das schon von sich behaupten. Es ist doch immer wieder schön, zu Weihnachten etwas von bleibendem Wert zu verschenken.
Letztens im Bermudadreieck
Letztens im Bermudadreieck hat sich mein Freund Hinnerk in ein Huhn verwandelt. Hinnerk ein Huhn, damit hätte ich nie gerechnet, ein Wolf oder ein Hai, aber doch kein Huhn. Aber es war Hinnerk, wir haben ihn an seinen Tätowierungen erkannt. Die haben wir allerdings erst entdeckt, als Raoul angefangen hatte ihn zu rupfen. Raoul wollte uns mit Hilfe von Voudou aus dem Bermudadreieck wieder rausholen, dazu bräuchte er einen Hahn, aber ein Huhn würde zur Not auch gehen. Hinnerk war so erschrocken, das er glatt gackernd ein Ei gelegt hat. Wer hätte das gedacht, das Hinnerk nochmal Mutter wird.
Wir standen beeindruckt vor dem Ei und rätselten ob es nun ein Junge oder Mädchen sei. Der Käpt´n meinte, es gibt nur eine Möglichkeit das herauszufinden und wollte den Smutje holen. Raoul war der Meinung, das könne man hören, wozu gibt es sonst Ultrschal und er nahm das Ei in die Hand um es zu schüttelten. Dabei rutschte ihm das Ei aus der Hand und es fiel zu Boden und zerbrach. Und da zeigte sich die nächste Überraschung. Zum Vorschein kam ein Zettel. Hinnerk hatte uns eine Nachricht geschickt. Auf dem Zettel stand: „Ich brauche einen Korn“ Wir waren von Hinderks Einfallsreichtum beeindruckt, er hatte die Eier Post erfunden um mit uns zu kommunizieren.